Nachricht schreiben

Du hast Fragen oder benötigst Unterstützung? Dann schreib uns gerne eine Nachricht.

Maria Leenen von SCI Verkehr im Interview

24.04.2023

Vor Kurzem ist railauction.plus an den Start gegangen. Bei unserem Marktplatz spielt Ressourcenschutz und Zweitverwertung eine zentrale Rolle. Doch wie wichtig sind diese Themen und wie wichtig werden sie in Zukunft sein? Darüber haben wir mit Maria Leenen, Geschäftsführerin der SCI Verkehr GmbH, gesprochen.
Maria Leenen ist geschäftsführende Gesellschafterin und Unternehmensgründerin der SCI Verkehr GmbH. Darüber hinaus ist sie vertraute Ansprechpartnerin und langjährige persönliche Beraterin führender Bahn(industrie)unternehmen weltweit. 

railauction.plus: Als Fachspezialisten haben Sie bei SCI Verkehr einen exzellenten Überblick über die Bahnbranche. Ordnen Sie einmal bitte die Themen Ressourcenschutz und Zweitverwertung ein - sind das aus Ihrer Sicht lediglich Trendthemen?  

Maria Leenen: Ich würde "Trendthema" eher als Eintagsfliege verstehen: Ressourcenschutz war und wird aber bei der Bahn wichtig sein und bleiben. Denn die Bahn ist schon immer ein umweltfreundlicher Verkehrsträger, der sich unter anderem auch durch die Langlebigkeit vieler Assets auszeichnet. Fahrzeuge und Infrastruktur unterliegen zumeist extrem langen Lebenszyklen, daher stellt sich deren Instandhaltung als grundlegend nachhaltig dar. Mit der Zweitverwertung für Assets und Komponenten wird der Aspekt der Nachhaltigkeit noch weiter ausgebaut. 


railauction.plus: Der Bahnsektor ist bereits Vorreiter im Hinblick auf nachhaltige Mobilität, verglichen mit anderen Verkehrssektoren und Transportmitteln wie beispielsweise PKW oder LKW. Wo liegen aus Ihrer Sicht noch ungenutzte Chancen?  

Maria Leenen: Eindeutig in der Digitalisierung. Hier muss und kann die Branche weiter aufholen, auch gegenüber der Straße: ETCS und DAK sind dabei echte Gamechanger. In digitalen Lösungen für die Industrie und Betreiber liegen ebenfalls noch ungenutzte Chancen beispielweise im Bereich Baustellenmanagement, Personaldisposition oder eben auch in der Instandhaltung. railauction.plus macht einen positiven Aspekt der Digitalisierung deutlich: Angebot und Nachfrage zu Bahn-Assets werden hier direkt und schnell gematcht. 

 
railauction.plus: Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Faktoren, damit Unternehmen in diesem Bereich in Zukunft gut aufgestellt sind?  

Maria Leenen: Es bedarf eines neuen Mindsets in den Unternehmen: Hin zum Machen und mit dem Willen zur Kooperation. In der Vergangenheit haben sich Bahnen damit oft schwergetan – der Blick war zumeist auf den eigenen Betrieb gerichtet. Angesichts von gesamtwirtschaftlich notwendigen Transformationen hat sich das Klima jedoch auch im Sektor gewandelt. Die Branche ist offener geworden für Kooperationen, weil wir es mit einem sehr assetlastigen Geschäft zu tun haben. Hier ist eine hohe Auslastung der Schlüssel zum Erfolg.


railauction.plus: Wie sehen Sie dahingehend den fragmentierten europäischen Markt bis dato aufgestellt?  

Maria Leenen: Der europäische Markt hat sich durch die Liberalisierung nicht nur fragmentierter, sondern auch breiter aufgeteilt - es sind deutlich mehr Akteure aktiv und weitere werden folgen, die sich in ihrer Nische behaupten wollen und müssen. Natürlich müssen unter Wettbewerbsaspekten Alleinstellungsmerkmale definiert und gepflegt werden und widersprechen vordergründig die Notwendigkeit von Kooperationen. Gleichwohl zeigen andere Branchen, dass dies kein Widerspruch sein muss. Auch in der Bahnszene sehen wir Tendenzen - unter anderem bei den Staatsbahnen - sich zunehmend den anderen Anbietern gegenüber zu öffnen. Die neue Plattform ist dafür ein gutes Beispiel.  


railauction.plus: Wir, als Plattform, versuchen diesen fragmentierten Markt zueinander zu bringen. Wo sehen Sie hier die größten Chancen im Hinblick auf Ressourcenschutz und Zweitverwertung. Inwiefern können die Unternehmen davon profitieren?  

Maria Leenen: Die Ersatzteil-Bevorratung wird heute zumeist durch jedes einzelne Unternehmen abgedeckt. Damit liegen hohe Invests in den Lagerhallen der Werke. Gerade für kleine Betreiber ist die Plattform eine Chance, hier flexibel zu reagieren und den eigenen Bestand zu reduzieren - immer vorausgesetzt, dass gesuchte Komponenten verfügbar sind. Neben der Optimierung der Verfügbarkeit profitieren die Unternehmen auch im Hinblick auf die Beschaffung notwendiger Ersatzteile für ältere Baureihen, wenn die Hersteller nicht mehr liefern können. Obsoleszenz wird für den Sektor immer mehr zum Thema, das durch die neue Plattform aufgegriffen und angepackt wird. 



Vielen Dank nochmal an Maria Leenen für das spannende Interview!